Es ist mittlerweile nach 23 Uhr, als ich am zentralen Busterminal aussteige (Plan war: 19:45 Uhr Ankunft), nehme mir ein Taxi und fahre in die Stadt ins Centro. Ich habe – wie Hania eine Woche
zuvor auch schon – ganz plakativ ein Zimmer im Ibis Budget auf der Avenida São João nah am Praça da República gebucht. War eine Empfehlung aus dem Loose Reiseführer für Reisende, die fast nur auf
der Durchreise sind und nicht direkt am Airport nächtigen wollen.
Ich bekomme ein Zimmer in der 11. Etage. Da ich nun in Paraty den Super-Brasilian-Döner verpasst habe, bin ich hungrig bis unter beide Arme. Oh je. Der junge Mann an der Rezeption rät mir, nicht
allein nochmal los zu gehen, schlägt mir aber vor, mit ihm zusammen ein paar Straßen weiter zu einer Bäckerei zu gehen. Er braucht wohl auch noch etwas zu beißen für seine Nachschicht. Wir
verabreden uns in 30 Minuten an der Rezeption. Ich verwandle in der Zwischenzeit das Zimmer in ein kleines Schlachtfeld, nachdem ich meinen Rucksack einmal ausgekippt habe.
Kurz vor halb 1 in der Nacht gehen wir los, und ich ergattere ein viel zu fettiges Stück Pizza und eine große Flasche Wasser. Danach nur noch duschen und Bett..
Guten Morgen São Paulo.. Der Blick in aller Früh (es ist halb 7!) über das Viertel ist schon mal nicht so schlecht. Hania wird mir jetzt vielleicht widersprechen, aber sie war ja auch schon im
„echten“ New York. Bissel schrammelig, aber ringsherum auch alles hoch.
Nach der Dusche und dem Frühstück fange ich an, logistisch sinnvoll zu packen, da ich nach dem Checkout das Gepäck noch im Hotel lassen und bestenfalls den großen Rucksack bis Hamburg nicht mehr
öffnen will.
Bewaffnet mit einem Stadtplan (nix Navi mobil!) mach ich mich auf den Weg, will zuerst zum Banespa Tower. Das ist eines der 4 höchsten Gebäude der Stadt, beherbergt eine große südamerikanische
Bank, und man kann kostenfrei im „5er Modus“ auf die Aussichtsplattform im 34. Stock fahren. 5er Modus heißt: immer nur 5 Leute, mehr passen nicht in den Fahrstuhl, und nur 5 Minuten die Aussicht
genießen dürfen. Ein bisschen muss ich doch anstehen – das natürlich länger als 5 Minuten, naja, wo steht man in Brasilien mal nicht an.. Das warten loht sich in jedem Fall. Die Fahrt geht zuerst
in den 26. Stock, dort wechselt man den Fahrstuhl und dann geht's nochmal mit einem weiteren in den 32. Stock. 2 Stockwerke heißt es Treppen steigen und dann endlich nach Erklimmen einer
Wendeltreppe stehe ich draußen im 35. Stock und habe einen wirklich beeindruckenden Blick über die Stadt. Riesig, so weit das Auge reicht. By the way: das Gebäude, welches richtig Altino Arantes
heißt, wurde 1939 erbaut. Es war der Versuch, das Empire State Building in New York zu kopieren. Immerhin 161 Meter hoch. Die Aussichtsplattform ist wirklich so klein, dass es Sinn macht, nur 5
Besuchern gleichzeitig den Zutritt zu gewähren. Und danach 5 Minuten werden wir 5 People auch freundlich darauf aufmerksam gemach, dass die Zeit um ist.
Unten wieder angekommen, mach ich mich mit der Metro auf den Weg zur Avenida Paulista, einer Empfehlung sowohl von einem Pärchen, die ich auf Ilha Grande sprach als auch von anderen Paulitos. Ein
„must to see“ also. So viel Zeit habe ich nicht mehr, die Warteschlange am Torre Banespa hat doch einiges an Zeit geschluckt. Die bekannteste Straße Brasiliens ist einst als Prachtstraße
konzipiert und 1891 eingeweiht worden. Vom alten Glanz mit Wohnpalästen für reich gewordene Kaffeebarone ist nur noch wenig zu sehen. Längst mussten die meisten dieser alten wunderschönen Villen
modernen und hohen Glaspalästen weichen. Auf knapp3 Kilometer reiht sich eine Fassade an die andere. Ich bin da ziemlich schnell durch geflitzt, mit einem Stop bei McD für ein McSundae Eis, denn
für Gepäck aus dem Hotel holen, den Airport-Shuttle finden und Ticket kaufen bleiben nur noch 45 min. Zeit. Ich entscheide mich eh schon jetzt dafür, mich erst am Airport umzuziehen.
Während ich in anderen Teilen Brasiliens – auch in Rio – oft das Gefühl hatte, ich bin mit meinem Schritt viel flotter unterwegs als die locals, bin ich heute ziemlich im Flow mit den sehr
geschäftigen Paulitos. Es bestätigt ein in Brasilien bekanntes Vorurteil: in São Paulo arbeitet man, es geht hektisch zu, während in Rio nur relaxed und an der Copacabana abgehangen wird.
Um 4 nachmittags sitze ich im Shuttle zum Airport – Heimreise. 😥
4 ½ Wochen aufregende, fröhliche, lustige, bemerkenswerte und vor allem sonnige Zeit gehen zu Ende. Meine Idee ist ja, mich auf Kuba oder irgendwo anders absetzen zu lassen. Einfach weiter
reisen. Der Pilot will jedoch nicht zwischenlanden.. 🙊
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