Schon der Flug bzw. der Start ab Buenos Aires ist ein Erlebnis: Ein Blick von oben zurück auf die Stadt eröffnet erst die Dimensionen von Buenos Aires, die auf unserer Tour mit dem Bus gar nicht
so wahrnehmbar war. Nach einer kurzen Schleife über die Bucht überfliegen wir das Delta des Rio de la Plata, eine riesige Flusslandschaft. Anscheinend bringt der Fluss all das trübe Wasser von
der rötlich scheinenden Erde mit, denn es ist eine durch und durch braune Suppe.
Iguassu selbst ist ein nicht sonderlich attraktives Städtchen – immerhin 60.000 Einwohner. Wir wohnen in einem Hostel sehr zentrumsnah. Wie so vieles in Argentinien...
...hat auch unser Hostel seine hübschen Zeiten hinter sich. Oder hat es jemals die angesprochenen Zeiten gesehen?
Am Nachmittag schlendern wir in Richtung des Grenzflusses Rio Iguazu. Da wird gerade eine große Bühne aufgebaut. Am nächsten Abend wird dort ein großes Konzert stattfinden mit argentinischer
Folklore. Das wollen wir doch wissen.. ☺️ morgen!
Langsam wird es dunkel und allmählich werden die Straßen voll. Die Familien mit ihren Kindern kommen jetzt raus, gehen essen, tragen Thermoskannen und Becher mit sich herum für den echten
Mate-Tee-Genuss. Dazu steckt in dem Becher eine Art Strohhalm, (zumeist) aus Metall, der am unteren Ende eine Art Sieb integriert hat und am oberen Ende ein wenig ausschaut wie ein
Pfeifenmundstück.
Im Zentrum ist alles auf Tourismus ausgerichtet, tatsächlich argentinisch schick und entsprechend teuer. Einige wenige Meter die Straße hinauf finden wir noch Restaurants, die anscheinend nur von
den Locals besucht werden. Ganz einfach, Tische und Stühle auf der Straße. Wir bestellen das, was am Nebentisch sehr lecker ausschaut, irgendwie mit Händen und Füßen, denn unser Spanisch reicht
nur zum bestellen von dos capo vino tinto por favor.. Mit Englisch kommen wir hier zumindest nicht weiter.
Doch sind wir ja in erster Linie hier, um die Wasserfälle zu bestaunen. Der neue Tag ist wieder einmal sehr heiß. Es geht morgens mit dem Bus zum Nationalpark- Eingang. Ca. 20 min Fahrt. Wir
wollen uns trotz der Temperaturen bewegen und entscheiden uns deshalb für die Buchung einer der kleineren Bootstouren.
Auf dem ersten Stück Weg sehe ich den ersten Tukan.. Leider war er schneller wieder von dannen, als ich meine Kamera zücken kann. Imposante Tiere. Gut, dass wir so zeitig sind, denn später ist es
selbst den Vögeln zu heiß.
Der Blick, der sich uns auf dem Walkway oberhalb der Wasserfälle eröffnet, ist wirklich sehr beeindruckend. Wo kommt nur so viel Wasser auf einmal her? Es ist gewaltig, berauschend – im wahrsten
Sinne des Wortes. Knappe 1800 Kubikmeter pro Sekunde fallen da in die Tiefe. So richtig nah erfährt man die herabstürzenden Wassermassen jedoch auf dem unteren Walkway. Wasserfälle zum anfassen,
naja fast zumindest. Auch aus der Perspektive sind die Wasserfälle atemberaubend schön. Die große Kamera verschwindet erstmal im wasserdichten Packsack und das Handy bekommt einen Regenschutz.
Dann darf die erste Dusche kommen. Eine willkommen Abwechslung bei 35 Grad im Schatten.
Um die Mittagszeit klettern wir auf das Boot, gehüllt in ziemlich dicke Schwimmwesten. Der Käpt'n steuert direkt auf die tosende Gischt des Wasserfalls zu, stoppt, dreht, lässt sich zurück
treiben, hält, steuert den Bug wieder direkt in Richtung Wasserfall und gibt Vollgas.. Alter Schwede, was hat der vor? Das Boot schaukelt gewaltig beim abdrehen, wir werden komplett nass,
bekommen einen großen Schwall Wasser ab, alles juchzt und schreit. Was für ein Spaß!!!
Auf dem Weg zum Parkausgang – wir entscheiden uns für, gemächlich zurück’ - begegnen wir noch bedenklich nah einer Horde Nasenbären. Freche, dicke, kleine, verfressene sowieso, ganze Family mit
Babies. Sie sind ja putzig anzuschauen, aber man kann die Tiere eben nicht einschätzen, ob sie auch mal mit „Nachdruck betteln“. Da steigt schon mal der Adrenalinpegel, als wir über diese im Weg
liegenden Tiere fast drüber steigen müssen oder sie an der mal eben zur Seite gestellten Wasserflasche schnuppern.
Sonne, Wasser, maximal 5 km „Wandern“ bei diesen Temperaturen schaffen uns, dass wir im Bus erstmal einschlafen.
Zur Abwechslung sind wir am Abend mal fleischlos essen, eine wirklich innovative kleine Sandwich- und Salatbar, wo wir natürlich abends 19 Uhr die ersten sind.. So zeitig gehen nur die Touris aus
Deutschland essen.. 😜 das Lokal „Hydra“ kann ich sehr empfehlen, etwas leichter als die gängigen Fleischgerichte bei Temperaturen von immer noch 31 Grad um 21 Uhr.
In Iguazu ist heut Abend der Bär los. Warum auch immer auf einem Montag findet hier ein open-air Konzert mit argentinischer Folklore statt..
Wir vermuten, es ist sowas wie Saisonauftakt. Eine der Bands hat gestern und heut im Garten unseres Hostels noch geprobt.
Man hat das Gefühl, alle Einwohner sind an diesem Ort versammelt. Mit Oma, Kindern, Babies, alle dabei. Aber entgegen unseren Vermutungen tanzt hier niemand zur Musik. 😳 Definitiv ist die Musik
auf der brasilianischen und auf der Paraguay-Seite auch noch zu hören. Feiern im Dreiländereck.
Als hätten wir nicht schon genug Tuchfühlung mit 4-Beinern gehabt heut, gesellt sich auch noch eine Katze zu uns ins Bett. Vermutlich klammheimlich durchs Fenster eingestiegen..
Nächster Tag: Wasserfälle auf brasilianisch – wir wechseln für einen halben Tag die Seiten.
Die brasilianische Seite der Wasserfälle anzuschauen, lohnt sich ebenso sehr. Nach unserer intensiven Erfahrung einer Wasserdusche am Tag zuvor wollen wir uns den absoluten Höhepunkt der
Wasserfälle, den Garganta Del Diablo, doch noch genauer anschauen. Das ist laut Reiseführer auf der Brasilienseite besser möglich. Nach dem Parkeintritt – der kostet in Brasilien by the way mal
schlappe 60 % mehr für ausländische Gäste - geht's mit einem Bus (man fährt hier Hybrid) gute 10 min durch den Urwald zum Ausgangspunkt eines Pathways zum Teufelsschlund (Garganta Del Diablo). Am
Ende dieses höhenintensiven Weges beginnt ein metallener Laufsteg übers Wasser direkt in den „Hexenkessel“. Wie in einem gigantischen Whirlpool rauschen hier die Fluten von allen Seiten
terrassenartig zusammen. Nass werden mal wieder inbegriffen. Heute schon geduscht? Dann spätestens hier!
Auf einer der Aussichtsplattformen steht man den Wassermassen Aug in Aug gegenüber, zum Greifen nah. Es macht einen ganz schwindelig, dem herab rauschenden Wassermassen zuzuschauen.
Trotz der Temperaturen oder vielleicht gerade deshalb ist der Hunger groß nach dem Marsch. Wir gönnen uns ein Eis und ich mir ne Kokosnuss. Von der habe ich genau einen großen Schluck.. Ich werde
beklaut, und zwar von einem Nasenbären. Der Schlingel hat sich unbemerkt auf unseren Tisch geschlichen und greift sich direkt vor meinen Augen meine Kokosnuss. Eingreifen zu gefährlich, mit den
scharfen Krallen und den noch schärferen Zähnen möchte ich keine Bekanntschaft machen. Wenigstens schmeckt’s ihm oder ihr.
Das ist leider das Resultat, wenn Touristen meinen, die ach so niedlichen WILD-Tiere füttern zu müssen.
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Mama & Papa (Donnerstag, 18 Dezember 2014 23:54)
Hallo Vivian,
der Bericht hat uns durch Deine bildhafte Beschreibung sehr an Deinen/bzw.euren Erlebnissen teilhaben lassen.Sehr schön,ein bis'chen Fernweh bekommt man schon beim lesen .
Weiterhin viel Glück und Freude und eine gesunde Zeit ohne Nasenbär-Kratzer euch beiden .
Liebe Grüße aus der verregneten Vorweihnachtsregion !
Wir umarmen Dich ....Mom und Dad
Bernd u. Doris (Freitag, 19 Dezember 2014 19:47)
Buenas Dias, Vivian, ein eindrucksvoller Bericht über Iguazu, der bei uns wieder auf viele Erinnerungen stieß! Wir hatten unser Quartier auf der brasilianischen Seite im "Tropical Cataratas", haben auch die Bootstour gemacht und sind dann zu einem Abstecher auf die argentinische Seite gefahren. Allerdings, das entnehme ich zu mindestens Deinem Bericht, waren zu unserer Zeit die Besichtigungswege auf brasilianischer Seite nicht so gut ausgebaut. Und Nasenbären haben wir auch nicht gesehen! Weiter viele spannende Erlebnisse wünschen B&D
Sigrid und Werner (Freitag, 19 Dezember 2014 20:33)
Hallo Vivien ,sehr interessanter Bericht über Iguazu ,es werden Erinnerungen geweckt und die Bilder ziehen vorbei und werden wieder lebendig. Sind auf weitere Berichte gespannt und wünschen Euch Beiden weiter so tolle Erlebnisse. Ganz liebe Grüsse von Sigrid und Werner