Buenos Aires...

... hält nach 13 Stunden in der Luft gleich eine erste Überraschung bereit: Geld ziehen am ATM? Nicht so einfach, wenn die Banken streiken. Und das Taxi-Buchungscenter „Taxi Ezeiza“ nimmt nur bares. Der 3. oder 4. Geldautomat hat dann doch die ersten überlebensnotwendigen AGS (Pesos) ausgespuckt. Bei einem Kurs von etwa 1:10 lässt es sich gut rechnen. By the way: morgens um 8 Uhr angenehme 24 Grad. 
Vom International Airport in die City sind es rund 30 km, eine Anbindung mit einer Bahn gibt es nicht. Wir     haben ein wenig Zeitdruck, müssen schnell in die City zu unserer Unterkunft, denn die Schwägerin unseres Host wartet mit dem Schlüssel auf uns und muss dann ebenfalls zur Arbeit. Host? Schwägerin? Genau! Schon voll integriert – bereits vor Anreise. Nein. Quatsch. Wir haben...
unsere Unterkunft über AirBnB gebucht und wohnen nun für 3 Nächte in der privaten Wohnung von Xavier, der jedoch derzeit in Madrid lebt, im historischen Stadtteil San Telmo. Nach dem Ankommen und erstem kurzen Einrichten ist der Tag noch jung (nach Ortszeit) und wir sind heiß auf die Stadt.  

San Telmo – das älteste Viertel von Buenos Aires – überrascht mit seiner Ursprünglichkeit. Es fühlt sich an, als wäre man in ein anderes Jahrhundert zurück versetzt. Fehlen noch die Pferdefuhrwerke. Kopfsteinpflaster und zumeist stark bröckelnde Fassaden, hier und da mit ganz charmanten Innenhöfen, uralte Eck-Cafés in niedrigen Häusern, massenweise Antiquitäten- und SecondHand-Lädchen sind hier zu finden. Es wirkt alles etwas schmuddelig. Das sieht aber nur so aus – in Wirklichkeit kann man hier fast vom Gehweg essen. 😉 Mit Unmengen von Wasser und teilweise auch Reinigungslauge werden morgens zeitig die Bürgersteige „geputzt und geschrubbt“, wie wir am nächsten frühen Morgen (mit Jetlag bereits um 7:30 Uhr unterwegs) miterleben dürfen. San Telmo ist noch nicht in den Genuss umfassender Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten gekommen, soll aber losgehen. Das Viertel war bisher eher von Alternativen bewohnt, Punker, Rocker, Künstler. Irgendwie kommt mir das bekannt vor.. 

Der Tag unserer Ankunft ist der „Dia Nacional del Tango“. Seit 1977 wird diesem Tag landesweit mit vielen Tangoveranstaltungen begegnet. So werden auch wir Zuschauer des Tango Argentino beim Mittag auf dem Plaza Dorrego – dem kleinen zentralen Platz in San Telmo mit Restaurants und Cafés.  

13 Mio Menschen leben in Buenos Aires. Das ist noch nicht mal ungefähr zu erahnen bei einer Bustour. Mit gelben Hopp On Hopp Off Doppelstockbussen und Sprach-Guide auf den Ohren verschaffen wir uns einen groben ersten Überblick. Die Stadt ist eine Mischung aus kolonialer Architektur, modernen Hochhausblocks und sehr breiten Straßen – die Avenida 9 de Julio ist der breiteste Boulevard der Welt und zum Überqueren braucht der zügige Fußgänger rund 5 Minuten.  

Unsere Tour mit einem 24 Stunden gültigen Ticket führt uns u.a. nach Palermo, einem quirligen und schon sehr viel aufgeräumteren Viertel mit vielen kleinen Boutiquen, Cafés, hübschen bunten Häuschen. Hier verweilen wir. Sitzen in der Sonne, obwohl selbst wir Sonnenhungrigen bereits am ersten Tag nach Schatten suchen.. Das Thermometer zeigt rund 28 Grad im Schatten.  
Im unmittelbaren Stadtgebiet gibt es augenscheinlich keinen Strand. Der Domestic Airport liegt zwar fast in der Stadt und vor allem direkt am Rio de la Plata, aber zum Baden lädt hier nix ein: trübes Wasser, Steinmole und befestigtes Ufer und ne ganz schön steife Brise.. Die Wasserseite von Buenos Aires ist leider keine Attraktion. Dabei wäre eine Abkühlung eine willkommene Abwechslung gewesen.  
In La Boca – ein typisch armes Hafenviertel, unweit von San Telmo und gut zu Fuß erreichbar - genießen wir ein buntes Flair und Treiben bei einem Mate-Tee. Die farbenprächtigen Fassaden des Caminito, nach Schmerz und Leid klingende Live-Musik an vielen Ecken, tanzende „Tangotinos & Tangoritas“ - es ist ein bisschen wie auf einem Jahrmarkt. Die Farbvielfalt in La Boca verdankt das Viertel dem Maler Benito Quinquela Martín.  
Investoren versuchen seit geraumer Zeit, La Boca ähnlich wie das sehr moderne Puerto Madero zu erschließen, doch wehren sich die Bewohner La Bocas sehr hartnäckig, um diese Ursprünglichkeit zu erhalten.  

Mit dem öffentlichen Bus geht's noch einmal ins Stadtzentrum zum Plaza de Mayo. Auf der Schunkelfahrt durch die Stadt fälltl deutlich die sehr marode Bausubstanz auf. Zum Teil staunt man, dass die Leute noch ihre Balkone betreten. Seine besten Zeiten hat Buenos Aires wohl hinter sich gelassen.  

Vielleicht reimt sich da auch zusammen, was wir am Plaza de Mayo sehen: Unglaubliche Massen an friedlich demonstrierenden Menschen sind auf der Straße, es fühlt sich an wie die Aufbruchstimmung vor 25 Jahren. Es überrascht, dass kaum Sicherheitskräfte und Polizei sichtbar sind. Befürworter und Gegner der amtierenden Präsidentin tragen Fahnen und banner, machen viel Lärm mit Samba-Trommeln und nichts eskaliert, außer das Wetter am Nachmittag. Da hat Petrus seine Schleusen geöffnet und das nicht zu knapp. Hat wohl die amtierende Regierung geschickt.. 😉  

Generell sind wir angenehm überrascht über die Zurückhaltung der Argentinier. Ein freundliches „Olá“, worauf man zurück grüssen kann, ohne gleich Gefahr zu laufen, die Herren nicht mehr los zu werden.  

Buenos Aires ist eine sehenswerte Stadt mit vielen Facetten, hektisch, doch findet man auch Zonen für Ruhe und Erholung. Durchquert man die erst rund 20 Jahre junge Hafencity-Retorte Puerto Madero mit seinen modernen Hochhäusern, breiten Straßen und Hafenkränen, gelangt man – die Uferpromenade „Costanera Sur“ mit seinen etlichen Grillbuden querend – zum Reserva Ecológica, einem stadtnahen Naturschutzgebiet. Kein Auto, kein Lärm, ab und an ein Jogger oder eine Ratte. Krokodile soll es auch geben, jedenfalls wird darauf hingewiesen, dass man diese nicht füttern soll. Oder haben wir da was nicht richtig verstanden? 

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Kommentare: 1
  • #1

    Bernd u.Doris (Montag, 15 Dezember 2014 13:08)

    Hallo Südamerikanerin! Mit großem Interesse haben wir Deinen blog gelesen. Buenos Aires war auf unserer Weltreise die letzte Station, vieles in Deiner Beschreibung kam uns sehr bekannt vor! Tango für die Touris vor den Lokalen haben wir auch gesehen, aber sollte das Eure Zeit erlauben, im Cafe Ideal tanzen ab 15 Uhr jeden Tag die ganz "normalen Leute"! Du kannst mittanzen! Vorausgesetzt, Du hast die richtigen Schuhe an. Wir haben nur zugesehen, war toll. Empfehlenswert ist auch das Cafe Tortoni, lecker Kuchen! Marschieren die Mütter in Weiß immer noch vor dem Regierungspalast "Rosa"? Spaß machen auch die Av.Florida u. Defensa und als letztes,der Antikmarkt in San Telmo auf der Plaza Dorrego. Weiter viel Interessantes und natürlich auch Spaß! Grüße D&B